Ehrengedenken an Märzgefallene von Thal

Ortschronistin Adelheid Schulze schrieb mit an dem Standardwerk zu den Ereignissen
Thal. Wie jedes Jahr gedachten Bürgerinnen und Bürger der Region, demokratische Regionalpolitiker und Vertreter der Geschichtswerkstatt von Marburg der am 25. März 1920 bei Mechterstädt durch rechte Studenten ermordeten 15 Arbeiter.
Der von reaktionären Kräften inszenierte Kapp-Putsch gegen die neue demokratische deutsche Regierung unter SPD-Präsident Friedrich Ebert war gerade am durch die Sozialdemokraten ausgerufenen Generalstreik gescheitert. Doch von Marburg aus entsandte rechte militante und bewaffnete Studentenkorps zogen marodierend durch die Lande. Sie wüteten auch in unserer Gegend.
Im Einklang mit Recht und Gesetz waren Bürger dem Aufruf der Regierung gefolgt, zur Verhinderung von Unruhen und Gewalt Waffen einzusammeln und unter Verschluss zu halten. So auch Bürger aus Bad Thal, viele davon Sozialdemokraten und Gemeinderäte.

Michael Heiny von der Geschichtswerkstatt Marburg bei seinem Grußwort
Besagte Studenten marschierten in den Ort ein und verhafteten viele, von denen sie am Ende die 15 Arbeiter als Gefangene mit sich führten. Was zunächst vielleicht aus Frust über den gescheiterten Putsch entstand und getränkt war vom Hass auf die neue Demokratie und deren Anhänger, die man als “Verräter” verachtete, endete schließlich im grausamen Mord. Die 15 Gefangenen wurden auf dem Weg nach Mechterstädt angeblich “auf der Flucht erschossen”. Viele der Gefesselten trafen die Kugelsaven hinterrücks und in den Kopf. Das Unrecht wurde nicht gesühnt. Die Mörder erhielten durch die Justiz, die auf dem rechten Auge blind war, sämtlichst Freisprüche. Dieser Skandal war ein Menetekel für das, was kommen würde.

Ruhlas Bürgermeister Hans-Joachim Ziegler zog den Rahmen um die Redebeiträge
Um dieses bitteren Kapitels zu gedenken und für Gegenwart und Zukunft zu mahnen, wo die Vorzeichen unübersehbar zu sein scheinen, trafen sich unter dem Schirm der Stiftung, die den Namen des damaligen sozialdemokratischen Reichstpräsidenten der Weimarer Republik Friedrich Ebert trägt, Bürgermeister Hans-Joachim Ziegler, Bundestagskandidat und Vorsitzender der August-Bebel-Gesellschaft Michael Klostermann, beide Sozialdemokraten gemeinsam mit weiteren Bürgerinnen und Bürgern, und Stadträten weiterer demokratischer Parteien auf dem Friedhof von Thal am Mahnmal der Ermordeten.

Aus Marburg, wo teilweise begründet durch die Tradition der rechten Studentenverbindungen bis heute die Schandtat geleugnet oder verdreht wird, sind jedoch auch aufklärerische Kräfte jedes Jahr mit vor Ort und bezeugen, dass es in der Studentenstadt ein Umdenken gibt.
Insbesondere angesichts des Treibens von Neonazis, AfD, Reichsbürgern, Pegida & Co. kann man nicht deutlich genug dazu aufrufen, die Demokratie und den Rechtsstaat gegen seine Feinde zu verteidigen. Denn wie Bertholt Brecht sagte: “Der Schoß ist fruchtbar noch, aus dem das kroch.”

Podiumsdiskussion unter Leitung von Michael Klostermann

Nach mehreren Redebeiträgen am Mahnmal ging es hiernach in die Heimatstube in Thal zu einem satirischen Lesetheater und einer Podiumsdiskussion. Die Veranstaltung wurde von der Friedrich-Ebert-Stiftung, Landesbüro Thüringen, unterstützt.

Das Thema bewegt auch heute noch Ortsansässige und Kenner
Lesetheater durch Schauspieler des Erfurter Kabaretts

Neben dem Gedenken an die Ermordeten soll auch der Frage nachgegangen werden, welche Rolle dem zivilen Widerstand gegen Rechtextremismus in der Gegenwart zukommt und ob beide Dinge miteinander vergleichbar sind. Mit dem pessimistisch-satirischen Lesetheater „Alles kaputtsch!!“ werden die turbulenten Ereignisse des Kapp-Putsches nochmal in Erinnerung gerufen. Welche neuen Erkenntnisse zu den damaligen Ereignissen gibt es und welche Schlussfolgerungen können daraus gezogen werden?

SPD Wartburgkreis
Maik Klotzbach

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